Ganz klar: Das Radio kommt durch die Luft, wie Strom aus der Steckdose kommt. Bis es aber in der Luft ist, ist jede Menge Technik vonnöten, die man in der Ausstellung kennen lernen kann. Die Technik, die unsere Welt am Laufen hält und wie es dazu kommen konnte, sind auch die Lieblingsthemen unserer Kollegin Tina Kubot, die als promovierte Ingenieurin noch nie so viel von Elektrotechnik verstanden hat wie hier am Museum:

Eines meiner absoluten Lieblingsobjekte – sofern man als Kustodin überhaupt Lieblingsobjekte haben darf – ist (neben den Senderöhren, denn ein solcher Kellerfund in meiner Unizeit war der Ausgangspunkt für mein Interesse an Technikgeschichte und damit der erste Schritt auf meinem Weg zum Museum) der UKW-Sender von Rohde & Schwarz aus dem Jahr 1949.

 

 

“Der UKW-Sender vor der Restaurierung”

Das hat zwei Gründe: Die Objektgeschichte und die Kontextualisierung. Als ich den Sender das erste Mal sah, stand er ziemlich mitgenommen, verstaubt und ohne jegliche Information in einer Ecke des Depots. Solche Objekte reizen mich besonders, und ich recherchierte lange, bis ich auf einen Prospekt der Firma R&S stieß, auf dem die UKW-Sender der ersten Generation abgebildet und beschrieben waren. UKW ist ohnehin ein für die Radioausstellung unverzichtbares Thema, war Deutschland doch bei der Einführung dieser Technik vorne dabei.

Die deutschen Kriegsverlierer bekamen bei der Neuordnung des Rundfunks 1948 nur wenige Mittelwellenfrequenzen in einem eher ungünstigen Bereich zugewiesen. Um die Bevölkerung mit Radio zu versorgen, musste also eine neue Idee her: der Ultrakurzwellen-Rundfunk, der noch dazu statt der im MW-Bereich verwendeten Amplituden- die Frequenzmodulation verwendete (deswegen gibt es an älteren Radios noch AM und FM-Knöpfe), und so eine bessere Tonqualität beim Empfang ermöglichte. Daneben gab es noch andere technische Vorteile, so dass der UKW-Rundfunk auch „Welle der Freude“ genannt wurde. Die Rundfunkgesellschaften NWDR und BR sprachen ab, dass am 1.3.1949 der Start des UKW-Radios erfolgen sollte.

Nun saß Rohde und Schwarz in München und der bayerische Sender stand in München Freimann, so dass auf Betreiben von Lothar Rohde hin der BR den Sender unabgesprochen schon am Rosenmontag, den 28.2. einschaltete und der europäische UKW-Rundfunk mit dem Münchner Sender von R&S auf 90,1 kHz begann. Leider war man technisch
noch nicht ganz fertig, der Anschluss des Kabels, das das Signal vom Studio einspeiste, fehlte noch und ein Techniker vor Ort musste die (aufgezeichnete) Sendung ansagen. UKW blieb die dominierende Technik, und selbst die Entwicklung von digitalem Radio, DAB, seit den 2000er-Jahren konnte die Welle der Freude bisher nicht zum Verstummen bringen. Für die ganze Geschichte ist leider kein Platz, aber die Technik wollten wir zeigen und so zauberte unsere Restauratorin aus einem schmutzigen, mitgenommen Technikschrank ein eindrucksvolles Objekt in die Ausstellung.

Dr. Tina Kubot ist in den Sammlungen des Museums für Kommunikation Frankfurt Kustodin für Mediengeschichte und liebt Objekte. Sie freut sich immer, mehr oder weniger willigen Kolleginnen und Kollegen technische Grundlagen näher bringen zu können, hört sogar bei der Arbeit Radio und singt zum Leidwesen jener Kolleginnen und Kollegen auch manchmal mit.