Nicht alle »Radio Stars« haben ihren Weg ins Ausstellungslicht gefunden. Das Kurator*innen-Team hat für »ON AIR. 100 Jahre Radio« viele Entscheidungen getroffen: Es musste aus rund 1 000 Rundfunkempfängern der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation auswählen – und zwar so, dass auf 600 m2 Ausstellungsfläche ein ausgewogenes Verhältnis von technikhistorischen Objekten, Geschichten und Inszenierung entsteht.

Unsere Kollegin Regine Meldt, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit am Museum für Kommunikation Berlin, hat ihren »Radio Star« bereits 2013 kennengelernt:

»Mein Lieblingsobjekt hat es leider nicht in ›ON AIR‹ geschafft. Aber es ist einer der kuriosesten Rundfunkempfänger in der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Es hat mich von Beginn an fasziniert, als ich es das erste Mal in der Ausstellung ›Do it yourself. Die Mitmach-Revolution‹ entdeckt habe, die 2013 im Museum für Kommunikation Frankfurt gezeigt wurde. Es ist ein Bastler-Apparat, selbst gemacht in den 1920er Jahren von Technik-Freaks: ein Detektorempfänger in einer Walnussschale, mit dem man Rundfunk hören konnte.

Das Radio in der Nussschale, ein Empfänger im Kleinstformat, 1923–1940.

Was man dazu wissen muss: In den Anfängen des Rundfunks waren die Empfangsgeräte, die zum Verkauf angeboten wurden, sehr begrenzt verfügbar und vor allem auch teuer. Die wenigsten konnten sich damals solch ein Gerät leisten, doch Not macht erfinderisch. Man(n) – denn es waren vorwiegend Männer, die die Rundfunkempfänger selbst bauten – nehme z.B. eine Zigarettenschachtel oder eben eine Nussschale und setze dort einen Detektorempfänger ein. Beim Detektorempfänger werden die Signale ohne Strom oder Batterie empfangen. Sie werden über eine Spule, die sich im Inneren der Nussschale befindet, zum Detektor geführt und dann weiter zum Kopfhörer übertragen – das heißt, man brauchte einen Kopfhörer oder Lautsprecher zum Hören. Die beiden Buchsen links waren für den Anschluss vorgesehen. Mit der Schraube (gefertigt aus Koralle) ganz oben auf der Schale konnte man das Gerät auf die Sendefrequenz abstimmen. Um eine Antenne anzuschließen, wurden noch die beiden Drehschrauben angebracht: fertig!

Betrachtet man  die Geschichte des Radios, fasziniert mich besonders, dass anfangs diese kleinen, selbstgebastelten Modelle neben den großen, teuren Geräten existierten, die teils in  Möbelstücke integriert waren und zu Prestigeobjekten wurden. Das zeigt auch die Ausstellung deutlich. Heute halten wir unser Smartphone in der Hand wie die Menschen vor 100 Jahren das Radio in der Nussschale. Doch während sie nur die Rundfunksprüche der deutschen Reichspost empfangen konnten, sind es heute Tausende Sender weltweit, die ihre Programme ausstrahlen. Übrigens: wer noch mehr über die Sammlung der Museumsstiftung erfahren will, dem empfehle ich das Buch Das Radio in der Nussschale und andere Objektgeschichten

Regine Meldt ist Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit im Museum für Kommunikation Berlin. Auch wenn ihr Radio in der Nussschale nicht in »ON AIR« zu sehen ist, findet sie die Ausstellung gut.